Montag, 14. Januar 2019

Schneider Frères Rondo - Internetradio mit Touchscreen

hier mal ein Umbau mit einer software die von Bob Rathbone entwickelt wurde und die recht vielseitig ist. Neben den üblichen LCD-Displays werden auch grafische Bildschirme unter X11 angesprochen. Dazu hat Bob eine schöne Retro-Oberfläche konstruiert, die mich bewogen hat, doch mal ein Radio damit zu bauen. Für Grundlagen, Installation und Konfiguration hatte Bob ein mehr als 250 seitiges Handbuch geschrieben. Das ist aber mehr der Vielseitigkeit geschuldet. Die eigentlichen Installationsschritte sind nur wenige und man hat sie schnell durch, wenn man sich für ein Konzept entschieden hat. Ich wählte einen 7"-Touchscreen, eine Encoder-Abstimmung und als Audioaugabe den Alsaport des Raspberry. Als Oberfläche die bereits erwähnte Vintage-Grafik. Bei einem ebay-Händler erwarb ich zum Preis von 45€ den 7"-Bildschirm:
 

für die ersten Versuche setzte ich einen Raspi 3B+ ein. Er startete recht flott und die Visualisierung der Skala lief flüssig. In das Radio baute ich danach einen 2B. Es zeigte sich das dieser der Aufgabe nicht gut gewachsen ist. Die grafische Ausgabe ist deutlich langsamer und ruckelig, so das ich ihn wieder austauschen werde.

Die Vintage-Oberfläche hat mich dann doch begeistert:


Ein ideales Opferradio fand ich in meinem Lager in Form eines übel zugerichteten Schneider Rondo. Die Skalenscheibe war verblättert und das Gehäuse sowie der Frontrahmen gebrochen.  


Die seitlichen Symbole auf der Scheibe waren noch okay, und ich kratzte mit dem Fingernagel dann nur das Skalenfeld ab. Die Bruchteile wurden verklebt und die Risse mit Glasfibermatten und Expoydharz von innen stabilisiert.

Das Chassis entledigte ich seinem HF-Teil indem ich Drehko und HF-Bloc entfernte, sowie die AM- und ZF-Röhren.



Netzteil und NF-Teil wurden revidiert. Neben den Elkos und Kondensatoren mussten auch die meisten Widerstände erneuert werden. Sie waren z.T. gravierend hochohmig. Seit ich alle Bauteile mit dem China-Tester prüfe hab ich festgestellt das auch die meisten Widerstände aus meinem langjährigen Bestand trotz NOS nichts mehr taugen, und das artet dann in einer Mess- und Selektionsorgie aus:


Den Skalenhintergrund bearbeitete ich mit dem Dremel um das Display einzupassen. Danach wurde er neu lackiert und geklarlackt.


das vorbereitete Chassis mit den verbliebenen Schaltungsteilen:



wo früher die Achse des Bloc rausgeschaut hat steckt jetzt über eine gedruckte Reduzierscheibe der Encoder, mit einer kleinen Achsverlängerung versehen.


das Display passt optimal zwischen Blech und Glasscheibe



hier startet X11:


und dann die Vintage-Grafik:


die Gehäuseteile werden original von Klammern gehalten. Diese hatten aber keinen Halt mehr. So druckte ich kleine rote Hütchen und klebte diese mit Sekundenkleber fest.


die Rückansicht (das Radio ist immer noch im Labor-Zustand)


kleines Detail. Die Oberfläche ist sehr informativ:


Der Frontrahmen bekam eine neue goldfarbene Lackierung


auf dem Video sieht man schön wie die Senderwahl in der ersten Minute mit dem 3B+ flüssig reagiert. Im weiteren Verlauf hatte ich dann einen 2B eingesetzt.


Zur Software:

dies ist der link zum Handbuch:

Raspberry PI Radio.pdf

die website von Bob Rathbone:

Raspberry Pi Internet Radio

für ein grafisches Radio wird "Raspbian Stretch with desktop and recommended software" als Kartenimage ausgewählt.

Das 7" Touchdisplay benötigt einige Einstellungen in der config.txt:
max_usb_current=1
hdmi_force_hotplug=1
config_hdmi_boost=7
hdmi_group=2
hdmi_mode=1
hdmi_mode=87
hdmi_drive=1
display_rotate=0
hdmi_cvt 1024 600 60 6 0 0 0
das muss man vor dem ersten Start noch am Windows-PC eintragen, sonst meldet das Display "No Signal". Ebenso kann man gleich eine wpa_supplicant.conf mit den WLAN-Zugangsdaten auf die Karte kopieren und eine leere Textdatei mit dem Namen SSH anlegen. Diesmal kommt man aber trotzdem nicht drumrum eine Maus und Tastatur an den Rasperry anzuschliessen. Raspbian besteht nämlich darauf erst das Zugangskennwort zu ändern. Auch läuft es beim ersten Start in die Konfiguration von X11, wo ein paar Dinge abgefragt werden.

Danach kann mit SSH weitergearbeitet werden. Die nachfolgenden Anweisungen können dann mit copy&paste in das Teminal übernommen werden. Als da wären:

der mpd-Player:

sudo apt-get install mpd mpc python-mpd
und der Radio Daemon:

wget http://www.bobrathbone.com/raspberrypi/packages/radiod_6.9_armhf.deb

sudo dpkg -i radiod_6.9_armhf.deb

Danach läuft automatisch das Einrichtungsscript für das Radio. Bei den Überschreibe-Fragen wählt man den ersten Punkt (Replace configuration file) und legt die gewünschten Parameter fest (Anzeige, Bedienung). Es folgt automatisch die Audiokonfiguration. Alle Einstellungen können auch nachträglich wieder geändert werden indem man die entsprechenden Scriptdateien startet.

Nach einem reboot landet man auf der X11 Oberfläche und kann sein gewünschtes Radio starten. Dazu braucht man erst mal die Maus. Bob stellt den patch radiod-patch-6.9-3.tar.gz zur Verfügung mit dem der Autostart der Radio-Oberfläche wieder funktioniert. Dazu den patch in den Ordner /usr/share/radio übertragen und mit tar -xvf radiod-patch-6.9-3.tar.gz entpacken. Dabei werden die alten Dateien überschrieben. Die Konfiguration ist mit ./configure_radio.sh noch einmal zu durchlaufen.

playlisten können importiert werden mit dem Konfigurationsprogramm create_shoutcast.sh im Ordner /usr/share/radio. Sehr viele Sender sind bereits vorinstalliert. Auf der Vintage-Skala haben sie einen festgelegten Zeigerabstand. Gelangt man ans Ende der Skala öffnet sich einfach eine neue Skala.

Das sind im groben die Installationsschritte. In dem 25x-seitigen Handbuch ist alles sehr ausführlich erklärt.

16.01.2019

Ich habe ein weiteres Video erstellt, nachdem ich den alten Raspberry gegen ein Modell 3A+ ausgetauscht habe. Der Geschwindigkeitszuwachs ist enorm, obwohl der 3A+ auch nur 512MB Arbeitsspeicher besitzt. Er hat auch nur einen einzelnen USB-Port, welcher vom Bildschirm belegt wird. Weitere USB-Geräte sind nicht mehr notwendig, da ja der autostart nach Einspielen des patches funktioniert. Ein weiterer USB-Port wäre höchstens wünschenswert um playlisten oder WLAN-Zugangsdaten einzuspielen. Da kann man sich aber auch anders behelfen.

Hier nun das Video, welches die Bootgeschwindigkeit und die Abstimmgeschwindigkeit demonstrieren soll:





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