Donnerstag, 16. November 2017

Wilcox-Gay 3PA6-66






































Zitat Dietmar:

Bei frühen Supern war es üblich, mit Hilfe von Penthoden (oder Tetroden) zu mischen, weil es noch keine speziellen "Mischröhren" gab. Warum soll das dann "eine Art Not-Super" sein?
Genau so war es da üblich, mit Hilfe von Richtverstärkern (manchmal auch mit einem Audion) die ZF zu demodulieren. Es gab anfänglich auch keine Dioden, speziell zur Demodulation. Und selbst für den Netzgleichrichter wurden anfänglich Trioden eingesetzt, bei denen das Gitter mit der Anode verbunden war. Z.B. eine "RE" als Ersatz für die RGN304.
Es ist kein "Vorstufen-Superhet". Das Eingangs-Bandfilter vor der Mischröhre (Pentode 77) ist wegen der niedrigen ZF-Frequenz von 116 kHz notwendig, um genügend Spiegelselektion zu erhalten. Entsprechende Eingangs-Bandfilter findet man bei praktisch allen Superhets mit niedriger ZF-Frequenz, selbst bei solchen noch, die z.B. mit Stahlröhren bestückt sind, wie der Ingelen 540W (von Andreas).
Und auch bei den ersten Fernsehern wurde mit einer Pentode gemischt (PCF80).
Die weitere 77 ist der Oszillator (links unten im Schaltbild) und keine Vorstufe.
Das mit der fehlenden Schwundregelung ist richtig. Die wurde erst zu Anfang der '30er Jahre erfunden.
Aber die schwundbedingten Störungen bei Fernsendern kann man auch ganz anders sehen: Bei einem Radio mit Schwundregelung wird die Verstärkung erhöht, falls der Träger schwindet. Dann sind aber die ausbreitungsbedingten Verzerrungen besonders laut zu hören, was ganz richtig zur "Qual werden" kann.
Bei einem Radio ohne Schwundregelung wird bei Trägerschwund die Lautstärke ebenfalls geringer - und damit werden die Verzerrungen entsprechend leiser - und keine Qual für die Ohren. Ich habe da jahrelange Erfahrung: Der DLF war vor der Wende hier in Berlin nur auf 756kHz zu empfangen. (Später allerdings auch auf 1422 kHz) Empfänger war ein Staßfurt 5W, ebenfalls ohne Schwundregelung und sogar nur mit einer Tetrode als Mischröhre.



 






Das Gitter 1 soll zur Spule L13 des zweiten ZF-Filter führen, laut Schaltbild führt der Fußpunkt von L13 zu einem Buchsenpaar, das überbrückt sein soll. Es zeigte sich, dass es sich hierbei um den Pick-Up- Eingang handelt, wobei diese Brücke offen war. Nun erklärt sich, warum Jupp den TA-Eingang „durchbrummen“ konnte, aber keinen Empfang hatte. Daher wurde diese Brücke sogleich wieder hergestellt.

Nun überprüfte ich den Heizkreis und beschloss, diesen mittels Heizkreiskondensator sogleich auf 230V umzurüsten, schon alleine, um das Problem mit der Skalenlampe zu umgehen !

Weil Jupp zu Hause enorm hohe 238V als Netzspannung hat, schaltete ich zu unseren bescheidenen 227V noch einen Trafo in Reihe und kam dann auf 236V. Mit gefundenen 4,2 µF konnte ich dabei ziemlich genau 300 mA Heizstrom einstellen. Als Skalenlampe kam ein Fahrrad- Lämpchen 6V 2,4W 0,4A zum Einsatz, das bei 0,3A wohl ewig hält.

Beim Check des Anodenkreises stellte sich eine unterbrochene Siebdrossel heraus, die aber jemand in der Verdrahtung schon umgangen hatte. Das bekräftigte meinen Entschluss, auch den Anodenkreises auf 230V umzurüsten.
Die Schaltung wurde so ausgeführt, wie ich es schon vor Jahren in „Umrüstung von 115 V- Allstromradios auf 230 V Wechselstrom“, Bild 2, beschrieb.

Statt parallel, wie zuvor, wurde die Lautsprecher-Feldspule nun in Serie zum Anodenkreises geschaltet, so wie dies auch bei normalen Wechselstromempfängern üblich ist.





 Vorsichtig drehte ich das 2 kΩ Test- Hochlastpoti vor den Anoden der 25Z5 hoch (auf weniger Ω). Mit einem gefundenen Wert von 350 Ω kam ich auf 113V Anodenspannung und 122V Spannung über dem Lautsprecher-Feld. Auf einen parallel- Widerstand zum Feld konnte dann verzichtet werden.

Das Radio spielte dann sofort ! Zuerst die Franzosen auf Langwelle, dann der Modulator auf Mittelwelle !
Die Lautstärke- Einstellung ist gewöhnungsbedürftig. Bei starken Signalen spielt das Radio schon auf 0-Anschlag des Potis fast noch auf Zimmer- Lautstärke, bei nur geringem hochdrehen spielt es brüllend laut ! Nur bei schwachen Signalen vergrößert sich der Einstellbereich des Potis.

Die Empfangsleistung ist etwa so gut, wie auch bei einem anderen Superhet mit 2 HF- und 2 NF- Stufen. Zum Nachgleich von HF/ZF- Kreisen besteht kein Anlass.
Ungewöhnlich für einen Super ist die fehlende Regelung; dreht man von einem starken Sender weg, so muss man lauter drehen, um schwache Sender zu hören. Beim Fernempfang verschwinden Sender zeitweise fast im Nichts, wenn sie Fading haben.

Der Netzschalter wurde in die „heiße“- L- Seite geschleift, wie sich's gehört, nicht wie zuvor, wo er, wie so oft, liederlich auf der Masseseite lag. Beim Netzkabel wurde der Stecker markiert, roter Stift = L = Phase, blauer Stift = N = Null. Auf richtige Polung ist stets zu achten.

Zitat Dietmar:

"doch irgendwann packte ich es an."

Glückwunsch zu der sehr gut gelungenen Restauration des Gerätes!

Es zeigt sich immer wieder, daß es die trivialen Fehler sind, die einen zur Verzweiflung bringen können, wie dieser fehlende Kurzschluß-Stecker.

Gemäß der Schaltung des Gerätes haben die Filterspulen vermutlich keine Kerne, sondern sind "Luft-Spulen", so daß daran auch nichts abzugleichen geht.

"Beim Fernempfang verschwinden Sender zeitweise fast im Nichts, wenn sie Fading haben."

Das ist genau der "Vorteil" einer fehlenden AGC, daß die mit dem Fading verbundenen Verzerrungen kaum noch hörbar sind.

Die schlimmsten Verzerrungen durch Mehrwegeausbreitung entstehen bei Sendern, die in einer Entfernung stehen, wo die Bodenwelle mit der (stärksten) Raumwelle interferiert, also bei ca. 100 - 200 km Distanz. Bei einer solchen Zweiwege-Ausbreitung gibt es häufig dann "Total-Schwund".

Besser ist der Empfang aus größeren Entfernungen, so um die 1000 km, weil dort mehrere Raumwellen ankommen. Bei mehreren Raumwellen (also > 2) sinkt die Wahrscheinlichkeit für einen Total-Schwund sehr stark. Deshalb werden sehr ferne Sender (nach Einbruch der Dunkelheit) sehr viel schwundärmer empfangen. 

Zitat Jakob:

Danke für die lobenden Worte ! Aber es gab für mich ja wirklich keine schwierigen Probleme zu lösen. Die fehlende Brücke hatte ich schon durch die Kaltprüfung gefunden,  die Umrüstung auf 230 V ist für mich schon Routine, die ich in ähnlicher Form schon häufig praktiziert habe.





So sieht es jetzt unter dem Chassis aus. Unten links sieht man die Pick-Up- Buchsen. Diese waren durch eine schwarze Drahtbrücke kurzgeschlossen, (Pfeil) die aber auf einer Seite unterbrochen war. Nach erneutem Anlöten war das Radio wieder funktionsfähig.

Ein wenig Arbeit habe ich noch für Jupp überlassen. Er darf das Netzkabel ordentlich verlegen, mit Zugentlastung, und auch noch eine Sicherung 0,4...0,5A einbauen.



Nach so vielen Jahren ist das Wilcox-Gay wieder zusammengebaut. Die Freunde Jakob und Andreas haben beste Arbeit geleistet!











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