Mein Sohn vermittelte es mir für kleines Geld. Ich dachte, ja ist ja ganz niedlich, kann man nichts falsch machen. Zuhause dann die große Überraschung! Nämlich der rückseitige Verkaufsaufkleber. Radio Henry aus Saarlouis, meinem Nachbarort. Ein Musikgeschäft, welches während der "Frankenzeit" Radios und Musiktruhen aus Frankreich bezog oder auch konfektionieren lies, während Radios aus dem "Reich" mit Zöllen belegt waren. Also ein echter Saarfranzose, und für mich ein großes highlight! Natürlich auch eine schöne Baustelle um das Empfangsspektrum zu erweitern ohne etwas verbasteln zu müssen. Die Voraussetzungen sind ideal. 220V (allerdings ohne Netztrennung!), ein PU-Eingang, 6,3V-Heizung und genug Platz zum Verstauen. Die Schaltung ist dokumentiert, und hat keine verwurstelten Reflex-Konstruktionen. Und dann noch dieses geschwungene, schöne design, welches man sich gerne in die Wohnung stellt.
Das Radio ist genau so alt wie ich. Baugleich mit dem Sonolor Favori ist die Firma Radio Visseaux (Televisso) angegeben mit dem Modell Star (Star 16, Vissostar).
Die Schaltung:
Erstaunlich, dass die US-Bezeichnungen verwendet werden für typische Europa-Röhren.
Kommentar von Jakob:
Das liegt wohl daran, dass Visseaux hinter diesem Radio steckt. Die wählten lieber die amerikanischen Bezeichnungen, da hinter den europäischen Bezeichnungen (ECH81, EBF80, ...) hauptsächlich Philips steckt und man die Bezeichnungen des Hauptrivalen nicht erwähnen wollte.
Auf dem französischen Röhrenmarkt hatte Philips zusammen mit den Marken Dario, Mazda, Neotron und RT vielleicht 80...85 % Anteil, der Rest fiel dann hauptsächlich auf Visseaux.
Auf dem Textblatt № 963 sind jedoch die Bezeichnungen der Röhren sowohl amerikanisch wie auch europäisch angegeben.
Als nur AM- Empfänger und mit der ECL80 als Endröhre ist die EZ80 als Gleichrichterröhre stark überdimensioniert, da hätte auch eine EZ90 noch genug Reserve. Vielleicht wollte man einheitlich bei Noval- Röhren bleiben.
Es ist aber schon dreist, die Anoden der EZ80 völlig ohne Strombegrenzungswiderstand direkt an die Netzspannung zu legen.
Natürlich konnte man es auch hier wieder nicht unterlassen, den Netzschalter auf die Masseseite zu legen, so dass das Chassis Spannung gegen Erde führt, entweder bei Radio ein oder bei Radio aus, je nachdem, wie herum der Stecker eingesteckt ist.
Interessant ist auch für diese Zeit die gedruckte Schaltung !
Trafos abgebaut, geputzt, faule und defekte Teile erneuert, Zusammenbau, Fehlersuche. Der Elko war falsch angeklemmt. Die Massen waren zusammengeschaltet, dadurch war der Fusspunktwiderstand kurzgeschlossen. Das Fehlen der Gittervorspannung hatte sich in lautem Brummen geäussert. Der Siebwiderstand war Opfer des erhöhten Anodenstromes und wurde hochohmig. Abgleich war nicht notwendig. Jetzt ist alles perfekt, der Empfang super!
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