das Radio beobachtete ich schon länger im Auktionshaus. Keiner ging da ran. Ob es wohl an dem zertrümmerten Gehäuse lag? Nach Kontaktaufnahme mit dem VK gab es dann auch mal Bilder des Innenlebens und ich habe mich dann erbarmt. Ich denke es ist ein äusserst seltenes Stück. Rm.org kennt nur ein ähnliches mit der Bez. 6522 E/GW trop. ohne genauere Daten und nur einem Katalogbild mit der Bemerkung "Prototyp?". Zur Firma Hoboton steht dort zu lesen:
Name: Hoboton, Bollmeyer & Hoppe GmbH; Bremen-Huchting (D)
Marke:
Bollmeyer & Hoppe GmbH; Bremen || Goldton || Nordton
Abkürzung: hoboton
Zusammenfassung:
Hoboton, Bollmeyer & Hoppe GmbH; Bremen-Huchting; [FS5021-369, FS5119-387, 487].
zur Marke Hoboton auch Nordton und Goldton.
Im Jahre 1953 abgelöst durch Nogoton, wobei das Firmenlogo prinzipiell übernommen wurde. Siehe auch Nogoton.
Gegründet: 1949
Geschlossen: 1953
das "trop." steht für Tropenbandempfänger. Neben MW ertrecken sich die 3 Kurzwellenbereiche lückenlos von 13 bis 185m.
Das ist der Fundzustand. Schlechte Klebungen, tränenreich überlackiert. Dafür das Chassis nicht angetastet. Becherelko Kurzschluß, falsche Sicherung. Wima-ähnliche Kondensatoren mit dem Aufdruck: "MWF", mir nicht näher bekannt, aber alle faul. Siemens Rimlockröhren, vermutlich Erstbestückung. Emissionen alle im guten Bereich.
Technische Reparatur:
ohne Schaltplan hab ich etwas im dunkeln gestochert. Die Anodenspannung war etwas zu niedrig. Auch mit erneuertem Koppel-C hatte g1 der UL41 kein negatives Potential. Der Grund war eine gebrochene Klemme an dem Abgriff eines Drahtwiderstandes im Netzteil. Aktuell hab ich mangels Bauteilen einiges provisorisch gelöst. Den Drahtwiderstand (200 Ohm) ersetze ich durch 2 Teilwiderstände mit 160 und 59 Ohm, neue Netzelkos sind im Moment noch unter dem Chassis. Den originalen Hydra-Elko will ich belassen. Evtl. neu befüllen. Darum kümmere ich mich später. Als Ersatz für die 100n-Kondensatoren hab ich für diesen Zweck nicht sehr dekorative Bauteile benutzt. Aber immerhin zeigt das Chassis nun was es leisten kann, und gestern abend habe ich dann schon den Klängen anderer Welten gelauscht.
der Wellenumschalter bewegt sich nur sehr schwer. Den Knopf, den ich übergangsweise angeschraubt habe, muß ich mit der Kombizange drehen. Um den Knopf ist es nicht schade. Eine Lösung dafür hab ich noch nicht. Ölhaltige Sprays haben keine Besserung bewirkt.
die Nummer auf dem Chassis ( 10006, Serien-Nr.?) ist auch unter dem Gehäuseboden blau aufgestempelt. Den Stempel werde ich vermutlich nicht erhalten können, da ich schon fleissig am abbeizen bin.
hier noch ein Bild wo man die gebrochene Schelle erkennt:
Der Kraftaufwand für den Wellenumschalter hat sich durch Wärme nicht reduzieren lassen, und auch nicht durch anbohren und fluten mit WD40. Es wird dann vermutlich original so sein. Die Betätigung ist stabil ausgelegt mit einer Mulde auf der Achse für die Madenschraube und einem stabilen, großen Knopf mit Metallring.
Die Lackierung des Gehäuses ist auch wiederspenstig. Die oberste Lackschicht konnte man ganz normal ablösen, aber die untere, originale Schicht zeigt sich von Aceton, Abbeizer sowie vom Heißluftfön unbeeindruckt. Hab heute vom Baumarkt einen anderen Abbeizer von Molto mitgebracht, der bewirkt aber auch nicht viel. Die Stellen, die schon schwarz sind, hab ich mit Dremel und Drahtbürstenaufsatz frei bekommen.
Hier ein Bild mit zwei wirkungslosen Abbeizern:
Am Gehäuse kam ich nicht weiter. Das übernahm dann Dietmar. Hier sein Bericht:
Ja, es waren vier Einzelteile, jetzt fünf. Eine Strebe über der Skala gammelte dann auch noch. Zuerst wurde mal alles entlackt. Jupp hatte ja schon versuche unternommen. Ich habe Nitroverdünnung genommen. Hierzu wurden die Einzelteile in Lappen gewickelt und satt mit der Verdünnung eingetränkt, das ganze in eine Plastikschale und einen Deckel drauf damit es nicht so schnell verdunstet. Das ganze wurde dann über Nacht weggestellt. Am nächsten Tag ging die Farbe solala ab, aber Geduld ist mein zweiter Vorname. Schwierig war es den alten Kleber, das Gehäuse war scheinbar mit Pattex schonmal geklebt, ab zu bekommen. In Verbindung mit dem Abbeizer und der Farbe ergab sich eine zähe Masse. Die mußte zwecks Neuverklebung aber ab. Je kleiner der Spalt beim Kleben umso besser hält es. Ja dann wurden die Einzelteile mit Sekundenkleber zusammengefügt bis ich wieder ein Gehäuse hatte. Das ganze wurde ohne Kraftaufwand gemacht um keine Spannungsrisse später begutachten zu müßen. Danach habe ich Zweikomponentenkleber ein wenig angemengt um eine größere Festigkeit zu erreichen. Verschiedene Punkte wurden damit zusätzlich verklebt. Nun wurden die Risse und Fehlstellen mit Faller Kunststoffspachtel zugekittet. Nach der Trocknung wurde mit einem Deltaschleifer und 80er Papier grob das Überschüssige entfernt
Vom Kleben habe ich keine Bilder gemacht, nur vom groben Spachteln
Hier mal geschliffen
Jetzt wollte ich das ganze mit Füllern. Leider hatte der Baumarkt keinen, auch keine Grundierung, alles leer im Fach. Dann habe ich Schnellschleifgrund genommen. Dieser wurde dann dreimal mit der Rolle aufgetragen, damit ich was zum Füllen und zum ausschleifen hatte. Das ganze wurde Nassgeschliffen. Erst mit 240er dann 600er und dann 800erPapier, letzteres wurde Trocken geschliffen, ich habe da mehr gefühl.
Ja ob man vernünftig Vorgearbeitet hat zeigt sich erst beim Auftragen vom Lack. Da wird jede Kleinigkeit sichtbar, leider.
am Seitenteil wurde einmal zuviel drauf gesprüht
und am Seitensteg der Scheibe habe ich einen Riss übersehen
Ja der Läufer wurde nach dem Trocknen wieder weggeschliffen, und den Riss werde ich Morgen noch Kitten.
Ob man das ganze jetzt noch von innen Verstärkt??
25.05.2017
Heute will ich mal zeigen was Dietmar hier geleistet hat:
an einer Strebe ist der Lack etwas eingefallen. Und ein kleiner Riss ist wieder erschienen.
Erst beim Aufsetzen der Rückwand ist mir aufgefallen das diese auf Antennenpotential liegt. Es war schon Mitternacht vorbei und ich habe noch keine weiteren Massnahmen zur Isolierung getroffen. Hab noch meine Bilder gemacht und den Tag beendet :-)
Und tatsächlich hab ich schon so meine eigenen Ideen. Mit Gummis und Isolierschlauch etc. hätte ich vorher auch gearbeitet, aber die Zeiten ändern sich und man hat heute ganz andere Möglichkeiten.
es gab noch das Problem das das Skalenrad an der Schallwand kratzt wenn das Chassis bis zum Anschlag eingesetzt ist. Die Formteile geben ihm jetzt einen definierten Abstand von 2mm. Die Chassis-Schrauben sind potentialfrei. Zu sehen sind hier auch die werksseitigen Gummis an der Chassis-Rückseite. Diese sind noch okay.
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