Donnerstag, 28. November 2019

Sonora Sonorette 50


heute mal etwas ganz schnuckeliges! Eines der ersten Radios meiner Sammlung. Im ersten Lehrjahr, Mitte der 70er, entdeckte ich es bei einer Kundin. Es stand als Zierde auf einem sideboard. Als der Frau meine Verzückung auffiel schenkte sie es mir. Später kam noch ein zweites dazu, ich kann mich an dessen Herkunft aber nicht mehr erinnern. An dem Sonora hatte ich auch schon mal gebastelt, damals mit kaum Fachwissen und mit dem Material welches sich grad auftreiben lies.
Als mir Jakob vor kurzem anbot ein Radio für mich reparieren zu wollen wählte ich das Sonora aus. Und ich gab ihm auch das zweite Modell mit als Anschauungsmaterial. An dem hatte ich noch nicht gebastelt. Jakob tat aber noch mehr als nur eine Reparatur. Er baute es auf 220V um! Und ebenso das zweite Radio.

Für den Umbau mit Hilfe einer verdrosselten Einweggleichrichtung (siehe Philips BF211U) suchte ich kleine passende Ausgangsübertrager raus. Es war uns aber auch klar das es in dem kleinen Gehäuse sehr eng zugeht und vermutlich ein weiterer AÜ nicht unterzubringen ist. Und wirklich musste sich Jakob was anderes ausdenken. Er experimentierte zuerst mit einem Vorwiderstand für die Anodenspannung, was prinzipiell auch funktionierte. Dann entwickelte er eine Schaltung in dem neben dem Vorschaltkondensator für die Heizung ein weiterer Vorschaltkondensator die Anodenspannung absenkt. Beide Sonoretten baute er auf die gleiche Weise um, so das beide jetzt an 220V spielfähig sind.






die zweite Sonorette weist ein paar Mängel auf. So fehlt die Bodenplatte und der Skalenhintergrund, und an der Rückwand ist eine Ecke beschädigt. Einen fehlenden Knopf konnte ich vor Jahren in Riquewihr als Replika erwerben:



ich zitiere mal noch aus unserem mailverkehr:

Hi Jupp,

die Sonorette spielt - „wie eine Lerche“ (wie Clarence immer sagte). An meiner ca. 40m Langdraht-Wurfantenne kommt „Gold“ 1548 kHz aus London knüppeldick rein, meine Eigen- Modulator- Programme natürlich erst recht.

Die Heizkreis- Kondensatoren konnte ich noch sehr günstig unter dem Lautsprecher unterbringen.


Die Anodenspannungs- Drossel funktioniert natürlich wie erwartet, aber zum Einbau ist absolut kein Platz mehr, die müsste dann als Klumpen dahinter hängen, was sehr lästig wäre. Ich werde daher doch noch einen Versuch mit einem Widerstand machen, der Anodenstrom ist nur 36 mA, da wird es nicht viel Erwärmung geben. Das ist deutlich weniger als zuvor für die Skalenlampen mit 60 mA. Du wirst das Gerät ja wohl nie länger laufen lassen, so dass man Stromkosten berücksichtigen müsste. Nebenbei ist der Klang anders als sonor, was bei diesem Aufbau auch nicht zu erwarten wäre.

Hi Jupp,

die eine Sonorette ist jetzt soweit fertig, indem die Anpassung an 230V erfolgte und das Gerät richtig spielt.
Der neue Anoden- Widerstand R16 für die UY42 wird nicht sehr heiß, man kann sich auf dem Gehäuse im Winter die kalten Hände wärmen :-).


Der alte 100 Ω- Widerstand (ex R23) in der Minus- Leitung brachte nichts außer mehr Brumm und kam daher weg. Dafür hat jetzt die UBC41 einen 10 MΩ Gitter-Ableit-Widerstand für „Selbstanlauf“, so wie man das immer macht. Der Drehko- Schleifkontekt kratzt beim Drehen, ist aber unzugänglich, da gekapselt.


Beim Netzstecker soll der rote Sift auf L (Phase), der blaue auf N, damit das Chassis keine Spannung gegen Erde hat.


Fehlen tut jetzt noch: Skala- Hintergrund, Schrauben für Rückwand, Zugentlastung und Sicherung (gab es nie und ist kein Platz).

Hi Jupp,


breaking news: die zweite Sonorette läuft jetzt auch ! Jetzt mit einem ultimativen Schaltungsdesign, jetzt auch mit Vorschalt- Kondensator für die Anodenspannung, ohne Bruzzel- Widerstand, das werde ich bei der anderen auch so machen.

solche Freundschaftsdienste sind unbezahlbar und ich bin Jakob sehr dankbar das meine alten Schätzchen jetzt wieder benutzbar sind!

Ein paar Ergänzungen von Jakob persönlich:

Bis jetzt gelang es mir immer, jedes 110V- Radio möglichst verlustfrei auf 230V anzupassen. In diesem Fall stand ich vor einer neuen Herausforderung, indem sich keine Anodenspannungs- Drossel mehr unterbringen ließ.
Eine Zwischenlösung über einen Anoden- Vorwiderstand funktionierte natürlich, war aber technisch gesehen unbefriedigend. Daher musste ich mir eine neue Problemlösung ausdenken.

Versuch mit Anoden- Vorwiderstand

Wenn ich in einem Röhrenverstärker eine negative Gittervorspannungen brauchte, aber keine eigene Wicklung dafür vorhanden war, hatte ich diese schon seit jeher aus der Anodenwicklung über einen Vorschalt- Kondensator erzeugt, wobei die positive Halbwelle mit einer Diode kurzgeschlossen wurde. Dabei fließen nur wenige mA und die Spannung ist auch nicht sehr hoch.

Da ergab sich die Idee, das gleiche Prinzip auch hier anzuwenden, nur für höheren Strom und Spannung und natürlich für die positive Halbwelle. Der Versuch verlief erfolgreich und ohne negative Nebenwirkungen.
Wie man den Wert dieses Vorschalt- Kondensators erhält, habe ich in „Umrüstung von 115 V- Allstromradios auf 230 V Wechselstrom“ unter „Spannungsreduzierung mittels Vorschalt- Kondensator“ dargestellt. 


End- Version mit Anoden- Kondensator


Ich hatte Jupp alle Schaltbilder der verschiedenen Zwischenstände mitgegeben, dieses hier ist der End-Zustand :

Gesamt- Strom mit Nulllinie

Strom durch R16 (negative Halbwelle)

in den 70ern hatte ich mal mit einer Super8 Kamera experimentiert. Ein paar Standbilder aus einem Film wo ich einmal in den Spiegel filme, mein Radioregal und besagte Sonorette:




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