Sonntag, 9. September 2018

französisches Radio, unbekannt, mit Pimoroni Internetradio Zusatz




Ich konnte auf dem Flohmarkt nicht widerstehen. Viel weis ich noch nicht darüber. Es hat einen Standard Oktal-Röhrensatz, keine Rückwand, kein Hinweis auf einen Hersteller. Hier die ersten Bilder. Manchmal brauche ich ja viel Zeit, aber ich hoffe das sich der thread technisch und informativ weiterentwickelt.

























diese Blende mit einem Plastikprisma, hinter dem offensichtlich mal ein Skalenlämpchen angebracht war, lud dazu ein einen modernen Zusatz anzubringen. Hinter das Prisma passt genau die Lichtorgel des Pimoroni pHAT BEAT. Darum hab ich diesen Baustein für das Radio ausgewählt.








Auffällig ist eine recht hohe Stromaufnahme. Lt. meinem Instrument 350mA am Netzeingang, das hat normalerweise nur ein Saba Automatik. Standardradios zeigen unter gleichen Verhältnissen nur max. 200mA. Das lies mich auch Lade- und Siebelko erneuern, obwohl die vorgefundenen Siemenstypen 16µF/450V im grünen Bereich sind. Die wurden wohl schon mal erneuert, sind ja nicht üblich in Franzosenradios. Nun sitzen unter dem Chassis neue 22µF/450V. An der Stromaufnahme hat sich nichts geändert. Ohne Gleichrichterröhre nimmt sich der Trafo immer noch 180mA, obwohl er dann ja nur mit dem Heizkreis belastet ist. Mit Gleichrichterröhre und gezogener Endröhre sind es 300mA.
Einen ähnlichen Fall hatte ich mal an einem Philips-Chassis. Da lag es auch am Netztrafo. Später im Betrieb hatte der sich dann plötzlich zerlegt. Genau wie hier hatte der Trafo auch eine dementsprechende Wärmeentwicklung. Diesmal lasse ich es nicht darauf ankommen und ersetze ihn vorher.


das Pimoroni-Internetradio Radio ist schon erfolgreich über einen Tonübertrager angekoppelt:



das Gehäuse ist soweit möglich in Einzelteilen. Die Lackschicht habe ich abgetragen. Dafür ging dann der Brückentag drauf. Das wird noch ein Stück Arbeit.


die 245V Einstellung für die Netzeingangsspannung brachte eine Verminderung der Stromaufnahme um 50mA, aber auch eine Unterheizung auf 5,9V. Es gilt zu entscheiden wie ich mit dem NT umgehe. Ich denke es läuft wirklich auf einen Austausch hinaus.

hier noch ein Bild des rohen Gehäuses:


zum Befestigen des Pimoroni-Radio hab ich zwei Leisten eingeklebt und 2 Halter für die Platinen gedruckt. Die Ausschnitte in den Haltern dienen dazu an die Mikro-SD Karte zu kommen, in der Praxis wird es aber trotzdem eng.




wo vorher die Rändelschrauben für die Befestigung der Messingblende angebracht waren hab ich die Löcher etwas geweitet und Taster eingesetzt, um in der playlist vorwärts/rückwärts zu schalten. Die Taster halten jetzt die Blende.


Dann gab es am Wochenende die Trafo-Austauschaktion.

So sah das Netzteil vorher aus. Über dem Trafo (bzw. unter dem Trafo) ist noch die Netzdrossel angebracht.


hier sind die Trafoanschlüsse durch Abbau der Drossel freigelegt:


Vergleich alter und neuer Trafo:



das "Opferchassis" für den neuen Trafo hatte eine ähnliche Röhrenbestückung. Zumindest auch die 5Y3GT und 6V6. Trotz etwas anderer Bauform konnte ich erfreulicherweise den Trafoausschnitt beibehalten. Lediglich 4 kleine Löcher um den Trafo anzuschrauben waren zu bohren.

Die Verdrahtung des Austauschtrafo:


und die Drossel wieder davor gesetzt:


Chassisansicht:


die Stromaufnahme hat sich durch die Maßnahme um fast 100mA reduziert. Ein paar Dinge sind bei dem Umbau aufgefallen. Der Mittelpunkt der beiden Anodenspannungswickel liegt über einen 51 Ohm auf Masse. Das ist auf den Bildern der braune Widerstand in der Mitte. Man denkt erst an die Gittervorspannungserzeugung. Dafür ist aber eine normale Katodenkombination zuständig bestehend aus dem großen gelben Widerstand in der Mitte und dem länglichen roten Elko. Verfolgt man die abgehende Leitung an dem 51Ohm sieht man das diese an die Beschaltung der ominösen 6H6 geht. Dort also für die bereits erwähnte negative Spannung zuständig ist.

Dann gibt es ja die erwähnte Siebdrossel, davor ist aber noch ein Siebwiderstand geschaltet. Das ist links unten der riesige weisse Drahtwiderstand. Er hat einen Wert von 1,2KOhm. Hinter der Drossel bleiben nur noch 156V Anodenspannung übrig. An der Röhre sind es noch 240V. Und zwar in Trafostellung 220V. Dabei beträgt die Heizspannung 6,3V. Die 5Y3GT hatte ich als sehr gut gemessen. Vielleicht sollte ich trotzdem mal noch eine andere raussuchen. In Trafostellung 240V reicht die Anodenspannung nicht mehr für den Schwingeinsatz der Mischröhre.

Jakob half mir wieder bei den Schaltungsdetails:


Der große gelbe Widerstand ist wohl nur für die Gittervorspannung der Endröhre und hat nach Farbcode 400 Ω, der wäre für eine 6F6 besser passend als für eine 6V6, ist aber für die 6V6 nicht schädlich. Klarheit könnte man bekommen, wenn auf dem AÜ ein Impedanzwert aufgedruckt wäre.

Mit dem 51 Ω Widerstand wird vielleicht eine Vorspannung nur für die Vorstufen- Röhren erzeugt, wie das mit der 6H6 zusammen hängt, ist immer noch obskur.

Ich vermute, dass der alte Netztrafo für einen elektrodynamischen Lautsprecher ausgelegt war, das Radio aber einen permanent-dynamischen Lautsprecher hat. Dann musste die überschüssige Anodenspannung in diesem dicken weißen Widerstand vernichtet werden.
Sehr wahrscheinlich ist der neue Netztrafo für Radios mit permanent-dynamischem Lautsprecher ausgelegt, weshalb die Spannung jetzt mit dem Widerstand zu gering ist, d. h. dieser muss jetzt weg.

Mit überbrücktem Siebwiderstand stellen sich jetzt 218V Anodenspannung hinter der Drossel ein.

kommen wir zum Klangregelnetzwerk. Und zwar stimmen die Arbeitspunkte an der 6V6 nicht. G1 ist positiv und als Folge habe ich 50mA Anodenstrom. Ursache ist ein fehlender Gitterableitwiderstand. Ursprünglich gab es an dem Chassis zwei Potis 500K welche über lange abgeschirmte Leitungen an den Seiten des Gehäuses angebracht waren. Die Leitungen waren aber zerbröselt und ich konnte an einem Poti nicht feststellen an welche Punkte es gehört. Das andere Poti hab ich über gestrichelte Leitungen eingezeichnet. Es hatte eine Auswirkung auf die Höhenwiedergabe. Bei Null Ohm gab es die meisten Höhen und ich habe eine Brücke über den 240K gelötet. Das andere Poti könnte was mit der Gittervorspannung zu tun gehabt haben und hat vermutlich die Basswiedergabe beeinflußt.


beim nächsten Punkt geht es um die Funktion der 6H6. Wie man sieht verbindet sie die negative Spannung aus den hochgelegten Anodenwicklungen mit g3 der Mischröhre.


Kommentar von Jakob:

Wie man sieht, sind die Dioden der 6Q7 ungenutzt. Daher übernimmt die 6H6 die Demodulatorfunktion und Erzeugung der Regelspannung. Die Zuführung der Spannung vom 51 Ω – Widerstand dient zur Erzeugung eines Vorstroms, um den Regeleinsatz zu verzögern. Hier besteht eine entfernte Verwandtschaft zur 3- Dioden- Schaltung, sh. oben.
Die Regelspannung führt zum g3 der Mischröhre 6K8 und indirekt zum g1 der ZF- Röhre.

Ein besonderer Vorteil dieser Schaltung ist dabei nicht zu erkennen. Die 6H6 hätte man überhaupt nicht gebraucht, das hätten die Dioden der 6Q7 alles mit erledigt, wie sonst auch. Die 6H6 dient nur dazu, die Zahl der Röhren zu erhöhen. Die zweite Diode der 6H6 dient dann zur eigentlichen HF- Demodulation.
Ich kann hin und her überlegen und komme zu keinem Ergebnis, an welchem Punkt das zweite Poti nach Masse hängen könnte, so dass es klangregelnd und gleichzeitig auch als Gitterableitwiderstand wirkt. Man müsste es im Versuch ermitteln, viele Möglichkeiten gibt es ja nicht.


Im oberen Zweig 2,2 nF – 240 kΩ – 6,8 nF machen die beiden Kondensatoren keinen Sinn, da wäre einer von ca. 1,5 nF genug. Vielleicht hing da irgendwo das Poti ? - Dann fehlt aber der Gitterableitwiderstand !

Signaltechnisch sind diese riesenlangen abgeschirmten Leitungen eine Katastrophe, von sinnloser Kostensteigerung und total unzweckmäßiger Anordnung mal ganz abgesehen.
nach der Anpassung der Schaltung laut der Anweisung von Jacob sind die technischen Massnahmen nun abgeschlossen.


Das Radio nimmt sich jetzt am Netzeingang 320mA. Die Anodenspannung beträgt 266V. Der 1,2K Widerstand vor der Netzdrossel ist überbrückt.
Kathodenspannung an der 6V6 beträgt 14,7V , das entspricht 36mA Anodenstrom.
Heizspannung 6,7V. Spannungswähler am Netztrafo 220V.

Die Stellung 245V am Spannungswähler reduziert nochmal die Stromaufnahme auf 250mA bei einer Heizspannung von 6V und 215V Anodenspannung. Der Oszillator reisst jetzt nicht mehr ab und den Trafo kann man noch anfassen. Ich denke das ist die bessere Einstellung.

Die Holzteile sind jetzt alle roh. Ich werde das Radio einem Feund überlassen der selbst die Nacharbeiten vornimmt und eine Lackschicht nach seinem Geschmack aufbaut. Ich hab alles soweit zusammengebaut, meine Abschlussbilder gemacht und noch ein letztes Video geyoutubed.

So wird mich das Radio jetzt verlassen.







 

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